Geschichtliche Wurzeln
Die Einführung von Bachelor und Master hat seit den Beschlüssen des sogenannten Bolognaprozesses für eine Transformation der deutschen Hochschullandschaft gesorgt. Die alten Studiengänge Diplom und Magister befinden sich deutschlandweit auf dem Rückzug und werden in nahezu allen Fächern mittlerweile von den Studiengängen Bachelor und Master verdrängt. Kerngedanke hinter diesem Versuch, europaweit einheitliche Studiengänge zumindest namentlich zu schaffen, ist die dadurch bestehende Vergleichbarkeit und die Angleichung an das angelsächsische Bildungsmodell, in welchem seit Jahrzehnten das Studium in Bachelor und Master eingeteilt ist.
Struktur und Leitidee
Dabei bezeichnet der Bachelor ein in der Regel sechssemestriges, also dreijähriges Studium, in welchem vor allem die Grundlagen der Disziplin erlernt werden sollen. Der Master hingegen umfasst laut Regelstudienzeit zwei weitere Jahre, in denen die Kompetenzen vertieft werden und die Studierenden eigenständig eine thematische Spezialisierung vornehmen sollen. Dabei ist das Studium eines Masters nur dann möglich, wenn zuvor ein Bachelor erworben wurde. Eine direkte thematische Verbindung sollte bestehen, jedoch ist durchaus die Aufnahme eines fachfremden Masterstudiums in Ausnahmefällen möglich.
Idealtypisch stellt das Bachelor Studium eine berufsbefähigende Ausbildung dar und soll jenen Studierenden, die keine weiterführende und langwierige wissenschaftliche Ausbildung anstreben, den direkten Berufseinstieg mit Hilfe eines praxisnahen Studiums ermöglichen. Zuvor dauerte die Ausbildung im Rahmen der alten Studiengänge meist in etwa viereinhalb Jahre und wurde mit einer 80-100 seitigen Diplom- bzw. Magisterarbeit abgeschlossen. Im Gegensatz zu dieser Struktur soll über die Teilung des Studiums in Bachelor und Master die persönliche Ausbildung flexibler zu gestalten sein. Wer eine wissenschaftliche Vertiefung oder eine akademische Karriere anstrebt, qualifiziert sich dazu über den Abschluss eines Masterstudiums, welches analog zu Diplom und Magister mit einer längeren Arbeit (im geisteswissenschaftlichen Bereich meist in etwa 60 Seiten) und mündlichen sowie schriftlichen Prüfungen abgeschlossen wird.
Eine weitere entscheidende Änderung besteht in der Tatsache, dass die jeweiligen Zensuren, die im Studium über Referate, Prüfungen, Hausarbeiten und Klausuren erworben werden, in die Abschlussnote eingerechnet werden und diese nicht allein von den Ergebnisse der Abschlussprüfungen abhängen.
Kritik und Perspektiven
Kritiker wenden ein, dass die Idee eines ersten bereits berufsqualifizierenden Studiums und einer möglichen, aber nicht notwendigen Vertiefung insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften an den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes scheitert. So sei die Aufnahme in ein Beschäftigungsverhältnis mit dem Bachelor allein selten möglich und der Master letztlich doch die zwingende Voraussetzung für die Berufsqualifikation. Die grundlegenden Kenntnisse des Bachelors genügten mitunter nicht den Anforderungen und die starke Verschulung erlaube wenig persönliche Entfaltung und Schwerpunktsetzung. Vor allem die Fähigkeit zu eigenständigem und selbstbestimmtem Arbeiten – sonst meist eine der klassischen Stärken von Sozial- und Geisteswissenschaftlern – leide darunter. Zumindest in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern sowie der BWL halten sich derartige kritische Stimmen jedoch in Grenzen und vermitteln den Eindruck, als fruchte der Grundgedanke der Trennung hier deutlicher.